Wie im letzten Blogeintrag erwähnt, habe ich die letzten beiden Märzwochen und den ganzen April in Uganda verbracht. Dieser „Jahreszeitenwechsel“ hat sich zum einen dadurch ergeben, dass ich meine Diplomarbeit über „Mathematikunterricht in Uganda“ verfasse und eine Studie vor Ort durchgeführt habe. Zum anderen hat unser ugandischer Leiter Ivan im September ein Jahr Auszeit genommen und absolviert gerade eine Weiterbildung in Tansania. Diese neue Situation war/ist natürlich sowohl für die anderen Mitarbeiter als auch für die Kinder eine Umstellung und ich wollte sie in dieser Zeit auch vor Ort unterstützen. Außerdem nützen wir diese Umbruchsphase dazu, die generellen Strukturen von Nurturing Uganda zu überarbeiten und die Leitung auf breitere Beine zu stellen mit erfahrenen Persönlichkeiten, die uns mit Rat und Tat zur Seite stehen können – ein Vereinsvorstand sozusagen.
Wieder einmal war der Besuch sehr ermutigend, herausfordernd, aufschlussreich und spanned. Die Arbeit von Nurturing Uganda schreitet voran und wir sind bemüht, unsere Arbeitsweise ständig zu verbessern. Auch heuer haben wir viel mit den Eltern unserer Patenkinder, unseren Frauen und den Menschen aus dem Dorf gesprochen und versucht, zu evaluieren welche Bereiche unserer Arbeit gut laufen und wo es noch Verbesserungsmöglichkeiten gibt.
Besonders gefreut hat mich mein Besuch in unserer Schule in Bugiri. Da sich das Schulgebäude laufend verändert, sind die Erfolge unserer Arbeit dort deutlich sichtbar. Seit meinem letzten Besuch sind alle Klassenräume mit ordentlichen Böden sowie mit neuen Tischen und Bänken ausgestattet worden. Jetzt geht es vor allem darum, wie wir den Schulablauf strukturieren, so dass wir zum einen kostendeckend arbeiten, zum anderen aber allen Kindern eine Ausbildung ermöglichen können. Mit dem neuen Schuljahr, das im Februar begonnen hat, haben wir ein Aus- und Weiterbildungsprogramm für unsere LehrerInnen gestartet. Jeanine, eine meiner Bekannten, die seit Jahren in diesem Bereich arbeitet, kommt einmal pro Woche nach Bugiri und hilft unseren Lehrern, neuartige Unterrichtsmethoden zu entwickeln, traditionelle afrikanische Unterrichtsmittel mit Montessori-Methoden zu kombinieren, selber Unterrichtsmaterialien herzustellen und diese einzusetzen. Die Erfolge sind bereits sichtbar. Im Gegensatz zu üblichen ugandischen Methoden lernen vor allem Kinder der unteren Klassen spielerisch, die Klassenräume sind mit bunten Plakaten ausgestattet und die LehrerInnen versuchen, viele praktische Fertigkeiten zu lehren. Nachwievor müssen wir bei den Eltern einiges an „Aufklärungsarbeit“ leisten, bis sie den Wert von Bildung erkennen und ihre Kinder regelmäßig zur Schule schicken. Da noch immer viel zu tun ist, sind wir nach wie vor für jegliche Unterstützung dankbar. Wenn jemand dieses Projekt unterstützen bzw. nähere Infos dazu haben möchte, meldet euch bei uns – wir freuen uns über jede Hilfe!
Unsere Patenkinderarbeit läuft sehr gut, ich habe heuer aber nur wenige Patenkinder gesehen, da viele unserer Kinder während des Schuljahres im Internat sind. Dafür haben wir ein Treffen mit allen Eltern der Patenkinder abgehalten. In Zukunft möchten wir die Zusammenarbeit mit den Familien vertiefen, um unseren Kinder die bestmöglichen Chancen zu bieten, sich voll auf ihre Schulbildung konzentrieren zu können und nicht von familiären Schwierigkeiten abgelenkt zu werden.
Unser Computeraum im Haus Annex, in dem die älteren Patenkinder die Computer für ihre Hausaufgaben etc. verwenden können und die jüngeren den Umgang mit Computern lernen, ist vollständig eingerichtet und dank großzügiger Spenden der Firma eworx auch mit Laptops ausgestattet. Wir haben begonnen, mit Schulen zusammenzuarbeiten und regelmäßig Computerunterricht abzuhalten. Für die meisten Kinder ist es die erste Begegnung mit Computern und schon das Ein-und Ausschalten sowie das Schreiben ihrer Namen in Word fasziniert sie sehr. Wir hoffen, ihnen durch dieses Programm den Übergang zur Highschool zu erleichtern sowie gute Chancen fürs spätere Berufselben mitzugeben.
Besonders gefreut hat mich, den Fortschritt in unserem Frauenprojekt zu sehen. Die Zahl der Frauen, die selbstständig ein Geschäft führen, erhöht sich ständig und die Geschichten von Frauen, deren Leben nachhaltig verändert wurde, sind sehr ermutigend. David, unser zuständiger Mitarbeiter, hat vor kurzem begonnen, den Frauen auch anderweitig zu helfen, ihr Leben zu verändern – alle paar Wochen führt er gemeinsam mit verschiedenen Experten Workshops zum Thema „family planning und Verhütungsmethoden“, HIV/AIDS, gesundheitlichen Themen und sanitären Fragen durch. Wir hoffen, dadurch den Horizont der Frauen zu erweitern und ihnen nicht nur finanziell ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.
Zwischen all den Programmpunkten und der Durchführung meiner Studie hatte ich natürlich immer wieder Zeit, die ich mit den Kindern verbracht habe, was zu den kostbarsten Momenten meiner Ugandaaufenthalte gehört. Ich genieße es einfach, mit ihnen zu reden, zu hören, was sie denken, mit ihnen zu spielen und zu lachen, kurz gesagt – ich hab sie einfach unglaublich gern 🙂
Sehr beeindruckt war ich auch von Vasco, unserem Gärtner. Er ist ein sehr gewissenhafter und fleißiger Mitarbeiter, „nebenbei“ ist er aber auch noch Fußballtrainer von 65 Burschen zwischen 10 und 18 Jahren. Jeden Tag nach seiner Arbeit trainiert er 2-3 Stunden mit ihnen, ohne einen Cent dafür zu bekommen, im Gegenteil, er verwendet einen Großteil seines Gehalts dafür, Bälle und Dressen zu kaufen und Fahrten zu Turnieren zu finanzieren. Die Erfolge sind beachtlich, die Burschen werden durch das regelmäßige Training davor bewahrt, auf der Straße zu landen. 9 haben schon Stipendien an diversen Schulen bekommen auf Grund ihrer Begabung. Ich bin sehr beeindruckt von Vasco und seiner „Oxford Soccer Academy“ 😀 und wir würden uns sehr sehr freuen, wenn ihr Kontakte zu Sportvereinen habt oder auch Privatpersonen kennt, die diese wertvolle Arbeit unterstützen könnten (ein guter Fußball kostet zum Beispiel ca. 25€, im Moment trainieren alle 65 Burschen mit einem einzigen Ball).
Auch wir als Organisation sind natürlich nach wie vor für jegliche Unterstützung dankbar.
Herzlichen Dank für all eure bisherige Unterstützung und Zusammenarbeit! Mehr Bilder gibt es auf unserer Facebook-Seite (https://www.facebook.com/nurturinguganda), bei Interesse oder Fragen wendet euch an uns (unter Kontakt)